Försterinnen beraten Waldbesitzer
Auf dem Weg zum Zukunftswald

Eine Försterin und ein Mann unterhalten sich in einem WaldZoombild vorhanden

© Lisa Friedl

Eine kleine Tanne steht direkt vor den Bergschuhen von Anna Notz. Etwa kniehoch, zarte, dunkelgrüne Nadeln. Zufrieden betrachtet die Försterin das Bäumchen, das zwischen zahlreichen großen Fichten ein Plätzchen mit ausreichend Sonnenlicht ergattert hat. Diese kleine Tanne hat gute Chancen auf ein langes Leben im Wald von Familie Diepolder in Oy-Mittelberg. Stefan Diepolder ist heute mit der Försterin vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten hierhergekommen, um sich beraten zu lassen. Denn er möchte den Wald seiner Familie zukunftsfest machen.

Wälder sind Wirtschaftsfaktor und Lebensgrundlage

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, nicht nur für die Menschheit, sondern auch für unsere Wälder. Baumarten, die sich seit Generationen bewährt haben – wie die im Allgäu lange Zeit als „Brotbaum“ geltende Fichte – bekommen zunehmend Probleme mit Hitze, Dürre und Schädlingen. Trifft auf einen deshalb geschwächten Wald ein Sturm oder ein Murenabgang, ist das eine Katastrophe. Denn unsere Wälder sind nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor für Menschen wie Diepolder und seine Familie, sie sind Teil unser aller Lebensgrundlage. Bäume filtern die Luft, verhindern Hochwasser, schützen vor Lawinen oder Steinschlag und liefern den nachhaltigen Rohstoff Holz. Die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer arbeiten deshalb mit Hochdruck an einem Waldumbau hin zu zukunftsfähigen Mischwäldern. Unterstützung bekommen sie von Försterinnen und Förstern der Bayerischen Forstverwaltung in Form von Beratung und auch finanzieller Förderung, denn der Waldumbau kommt letztlich der gesamten Bevölkerung zugute.
Neben der etablierten waldbaulichen Beratung durch die Revierförster gibt es in 50 Projektgebieten bayernweit zusätzlich die Initiative Zukunftswald (IZW). Zwei davon liegen im Landkreis Oberallgäu. IZW-Försterin Anna Notz berät seit Jahresbeginn unter dem Motto „Naturverjüngung – eine stabile Mischung für den Zukunftswald“ Waldbesitzende im Projektgebiet Sulzberg und Oy-Mittelberg. Im Projektgebiet Probstried und Wiggensbach betreut seit fast zwei Jahren IZW-Försterin Sabine Sandholz Waldbesitzende, die über das Projekt „Tanne in ihrer Heimat stärken“ für mehr Weißtannen in ihren Wäldern sorgen wollen. Rund 40 Interessierte haben sich bereits im Rahmen von Einzelberatungen der IZW im Oberallgäu beraten lassen und Fördergelder beantragt. Zahlreiche weitere informieren sich bei gemeinsamen Waldbegängen und Veranstaltungen mit den Försterinnen über Möglichkeiten zum Waldumbau.

Mustergültige Naturverjüngung

Ein Mischwald aus Laub- und NadelbäumenZoombild vorhanden

© Simon Östreicher

Im Wald von Diepolders Familie geht es heute erst einmal darum, die Situation der Naturverjüngung und eventuellen Handlungsbedarf zu beurteilen. Mit der Verjüngung auf der ersten Fläche ist Försterin Notz zufrieden: „Hier kommt schon eine gute Mischung nach. Wenn man wie hier bei den jungen Tannen ein bisschen nachhilft, können sie gut mit den Buchen und Fichten mitwachsen.“ Sie attestiert dem Wald hier eine mustergültige Naturverjüngung – die Familie Diepolder hat ihn vorausschauend bewirtschaftet. Erst kürzlich haben sie Bauholz für einen Dachstuhl geschlagen – nachhaltiger Hausbau aus dem eigenen Wald. Solche Eingriffe führen sie pfleglich durch. „Uns ist es wichtig, dass wir einen Wald für die Zukunft haben“, sagt Stefan Diepolder, „schließlich sollen die nächste und die übernächste Generation auch noch was vom Wald haben.“
In einem anderen Waldstück braucht er dagegen noch Beratung, wie der Wald klimafit gemacht werden kann. Hier am Steilhang wurde lange Zeit kaum Holz geerntet. Nun ist der Schirm der großen Fichten so dicht, dass am Boden nicht ausreichend Licht ankommt, damit sich eine natürliche Verjüngung entwickeln kann. Der Rat der Expertin: „Wenn ihr mit einer vorsichtigen Durchforstung Licht schafft, braucht es nur noch ein wenig Zeit, dann entwickelt sich die Naturverjüngung auch hier von selbst.“ Gemeinsam überlegen Notz und Diepolder, an welchen Stellen Eingriffe erfolgen sollten.

Individuelle Beratung möglich

So wie den Diepolders geht es vielen Waldbesitzenden: Der Wille ist da, das Verständnis für den Waldumbau ebenfalls. Zu Details und ganz konkreten Maßnahmen haben sie aber Fragen, die ihnen die Försterinnen und Förster beantworten können. „Das ist eine super Sache, weil ich Beratung gezielt für diesen Wald bekomme und mir alle Fragen zum Thema klimafitter Wald beantwortet werden können“, so Diepolder. Anna Notz und Sabine Sandholz freuen sich auf jeden Beratungstermin und jeden engagierten Waldbesitzer. Denn am Ende ist die Zukunft unserer Wälder ein Gemeinschaftswerk.

Weitere Informationen zur Initiative Zukunftswald