Pressemitteilung vom 23.06.2022
Wie mache ich meinen Wald klimafit?

Förster und Waldbesitzerin auf Pflanzfläche

Förster und Waldbesitzerin auf Pflanzfläche (© S. Lorenz-Munkler)

Die Bayerische Forstverwaltung berät und fördert die Waldbesitzer bei der Pflanzung von stabilen und klimaangepassten Zukunftswäldern.

Altusried - Forstrevierleiter Sebastian Seifert ist erleichtert.

Der Käfer, den er gerade entdeckt hat, ist nicht der gefürchtete Japankäfer. Nein, es handelt sich um einen harmlosen Gartenlaubkäfer, der da auf dem kleinen Bergahorn-Bäumchen sitzt. Dieses Bäumchen ist Teil eines etwa einen halben Hektar großen „Zukunftswaldes“, den der junge Förster vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten im Frühjahr pflanzen ließ. Wo einst fast ausschließlich Fichten standen, sollen in etwa zehn Jahren bis zu fünf Meter hohe Stieleichen, Winterlinden, Bergahorne, Schwarzerlen, Flatterulmen und Weißtannen an einem heißen Sommertag wie diesem Schatten spenden.

Und nicht nur das: Als hitze- und trockenheitsresistente Arten sollen sie jetzt und in Zukunft mit den steigenden Temperaturen, der zunehmenden Trockenheit, dem Schneebruch im Winter, mit Stürmen und anderen Wetterextremen klarkommen. Doch zunächst müssen sie noch gepflegt und gehegt werden. Vor Wildverbiss schützt die 1.700 Bäumchen ein Zaun. „Bei angepassten Wildbestände sollten die Bäumchen normalerweise ohne große Schutzmaßnahmen aufwachsen können, aber aufgrund der Vielzahl der durch Rehwildverbiss gefährdeten Baumarten und der Flächengröße haben wir uns hier für einen Zaunschutz entschieden“, so Förster Seifert. Zudem muss der sogenannte „Begleitwuchs“ aus Brombeersträuchern, Indischem Springkraut, Faulbäumen und Farnen, der die kleinen Bäume zu ersticken droht, ein- bis zweimal jährlich von Forstdienstleistern gemäht werden.

Die „Waldumbau-Maßnahme“ fand auf einem Privatgrundstück in Weitenau bei Kimratshofen statt. „75 Prozent der Wälder in unserem Amtsgebiet sind im Privatbesitz“, betont Simon Östreicher, Bereichsleiter Forsten am AELF Kempten. „In diesen Wäldern ist ein Waldumbau zum klimaresistenten Mischwald ebenso wichtig wie in den Kommunal- und Staatswäldern.“ Marion Müller aus Altusried hat das Stück Wald 2009 geerbt. Die Fläche wurde nach dem 2. Weltkrieg mit Fichten bepflanzt. „Der Boden, ein wechselfeuchter Schichtlehm über Ton, ist aber alles andere als ideal für den Flachwurzler Fichte“, betont Sebastian Seifert. Aber damals war es wichtig, die Fläche rasch mit einer ertragreichen Baumart zu bepflanzen. Heute, in Zeiten von Klimawandel und Artenschwund, sind neben den Holzerlösen auch Aspekte wie Stabilität der Waldbestände und Erhalt der Artenvielfalt wichtig. Dies erreichen die Waldbesitzer durch eine auf den Standort und die zukünftigen Klimabedingungen angepasste, vielfältige Baumartenwahl.

Als Selbstständige hat Marion Müller wenig Zeit, sich um ihren Wald zu kümmern. Daher entschied sie sich 2012 für den Abschluss eines Waldpflegevertrages bei der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kempten, ein Verein mit Sitz in Altusried. Seither wird ihr Wald von den forstlichen Mitarbeitern der WBV fachkundig betreut. Die nun folgenden Jahre waren allerdings durch Schadereignisse auf ihrem Grundstück geprägt, welche den ererbten Wald stark veränderten. Als Marion Müller 2017 nach dem Sturmtief „Kolle“ in ihren Wald ging, traute sie ihren Augen kaum: „Das sah aus wie ein Mikadospiel. Ich war schockiert, es war ein Alptraum.“ 2019 kamen im Winter massive Schneebruchschäden dazu, 2020 ein weiterer Windwurf und dann der Borkenkäfer.

Der WBV-Förster Tobias Schwank riet ihr, die wenigen noch stehenden Fichten einzuschlagen und die Fläche komplett neu aufzuforsten. Für die Aufforstung holte er den staatlichen Revierleiter Sebastian Seifert vom AELF Kempten mit ins Boot. Der begleitete die Anpflanzung fachlich und unterstütze die Waldbesitzerin bei der Beantragung von waldbaulichen Fördermitteln. Die finanzielle Unterstützung durch den Freistaat Bayern deckte die Kosten für die kleinen Bäumchen und den Pflanzunternehmer weitgehend ab. Nur die Kosten für das Zaunmaterial und dessen Aufbau musste Marion Müller noch selbst übernehmen. „Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man dazu beitragen kann, die Folgen des Klimawandels zu minimieren und für die Zukunft unserer Kinder vorzubauen.“ Sie ist froh, ihrem Sohn Philip später einen klimastabilen und gesunden Wald weitergeben zu können.
Der kleine Zukunftswald, den die Förster Sebastian Seifert und Tobias Schwank zusammen geplant haben, zeigt, dass ein funktionierendes Netzwerk aus staatlicher Forstverwaltung und privaten Dienstleistern die Waldbesitzer bei der Bewirtschaftung optimal unterstützt.