Waldschultage
Im Wald auf den Spuren von Eule und Auerhahn

Mischwald mit Verjüngung

© Jan Böhm

Rund 400 Kinder aus 18 Schulklassen machen bei den "Waldschultagen" des AELF Kempten am Bergbauernmuseum Diepolz mit. Der alljährlichen „Waldschultag“, der seit vielen Jahren in Kooperation mit dem Bergbauernmuseum Immenstadt in Diepolz angeboten wird, richtet sich an alle Grundschüler der Dritten Klassen im südlichen Oberallgäu.

Förster Martin Wenzel begab sich mit den Kindern auf den Pirschpfad, fällte einen Baum, erklärte die Vorteile eines Mischwaldes und lies die Schülerinnen und Schüler anschließend ihr Wissen bei einem Quiz testen. Er freute sich über das große Interesse der Kinder an Tieren und Pflanzen, die im Wald leben.

Der Pirschpfad lockt mit vielen Waldtieren

Dieser Auerhahn lässt sich auch von über hundert lebhaften Kindern nicht stören. Nur wenn sie ihn von der Nähe betrachten wollen, müssen sie „gaaaanz leise sein“. Das fordert jedenfalls Förster Martin Wenzel vom AELF Kempten von den Dreikäsehochs, mit welchen er heute auf den „Pirschpfad“ geht. Auf dem Pirschpfad nämlich gibt es viele seltene Waldtiere zu entdecken, wenn man leise ist. Tatsächlich: Es wird plötzlich mucksmäuschenstill im Wald oberhalb des Bergbauernmuseums Diepolz. Wie kleine Waldforscher schleichen die Kinder durchs Gestrüpp und suchen und entdecken nicht nur den (präparierten) Auerhahn, sondern auch ein Eichhörnchen, einen Fuchs, eine Eule und viele andere Waldtiere, die Wenzel und seine Kollegen zuvor im Wald versteckt haben.

Waldschultag für alle Drittklässler

Der „Pirschpfad“ ist eine der vier Stationen, welche die Drittklässler der Grundschulen Sonthofen/Rieden und Weitnau heute mit ihren Lehrern und den Förstern des AELF Kempten durchlaufen. Beim alljährlichen „Waldschultag“, der seit vielen Jahren in Kooperation mit dem Bergbauernmuseum Immenstadt in Diepolz für die Grundschulklassen im südlichen Oberallgäu angeboten wird. „Im Rahmen der forstlichen Bildungsarbeit wollen wir allen dritten Grundschulklassen eine Waldführung anbieten“, erklärt Martin Wenzel. „Durch solche Aktionen wollen wir den Kindern Respekt vor Natur vermitteln und sie zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt anregen. Waldpädagogik bedeutet lernen durch Erleben mit allen Sinnen“.

Waldpflege mit der Kettensäge

Die Kinder, die am heutigen Tag dabei sein dürfen, sind erstaunlich fit in Sachen Waldwissen. Viele kommen aus einem landwirtschaftlichen Umfeld oder wohnen in ländlichen Gemeinden. Sie beantworten die Fragen von Forstwirt Georg Rohrmoser mit Bravour. Natürlich kennen sie den Unterschied zwischen Tanne und Fichte, wissen wie man das Alter der Bäume bestimmt und wie hoch und wie alt diese sein könnten. Warum man sie fällt – was Rohrmoser eindrucksvoll mit seiner Kettensäge demonstriert – wissen aber nicht alle. Klar ist, dass wir Holz für Möbel und zum Hausbau brauchen oder zur Herstellung von Papier. Aber dass alte Fichten gefällt werden, um Platz für kleine Bäume zu schaffen, wissen viele nicht. Platz auch für Buchen, Tannen und Ahornbäumchen, um den Bergmischwald wieder bunter und stabiler zu machen.

Das Mischwaldspiel

Nicht nur die Baumfäll-Demonstration von Georg Rohrmoser beeindruckt die Kinder nachhaltig. Auch das Spiel, das Förster Marcus Fischer vom AELF Kempten an einer anderen Station mit den Buben und Mädchen spielt: das Mischwaldspiel, bei dem sich die „Kinder-Fichtengruppe“ als sehr viel labiler erweist als die Kindergruppe gemischt aus Buche, Ahorn, Fichte und Tanne. Eine kleine Störung und die Fichtengruppe liegt komplett am Boden, während die Mischwaldgruppe wacker stehenbleibt. Wie im richtigen Bergwald.

Den Wald erleben mit Herz, Kopf und Hand

Die Grundschullehrer aus Sonthofen und Weitnau loben die Konzeption des Waldschultags, bei dem Bewegungs- und Achtsamkeitsübungen mit Bedacht aufeinander abgestimmt wurden. Förster Marcus Fischer erklärt warum. „Die Aufmerksamkeitsspanne bei Drittklässlern ist oft nicht so groß. Wir wollen sie an diesem Vormittag auch nicht mit grauer Theorie überfrachten. Wichtig ist uns Förstern, dass die Kinder in Kontakt mit der Natur treten. Den Wald mit allen Sinnen erleben, mit Herz, Kopf und Hand. Wir wollen die Kinder für das Thema Wald begeistern. Vielleicht gehen sie in ihrer Freizeit dann auch mal mit den Eltern in den Wald. Wir streuen natürlich auch ein, dass der Wald nicht nur ein wunderschöner Lebens- und Erholungsraum ist, sondern auch dem Klimaschutz dient und Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere bietet.“

Der Waldschultag war ein voller Erfolg

„Seit rund 10 Jahren nun gibt es diese Waldschultage in Diepolz schon“ berichtet Förster Christian Müller, der einst diese Veranstaltung initiiert hat. In diesem Jahr waren an drei Tagen 400 Kinder aus 18 Klassen mit von der Partie. Die Kooperation mit dem Bergbauernmuseum habe sich bewährt, meint Müller. Das zeigt sich an der letzten Station, der alten Rosshütte. Hier erfahren die Schüler vieles über die beschwerliche Waldarbeit, die ihre Urgroßväter noch leisten mussten. Beim abschließenden Waldquiz jedenfalls, welches die Lerninhalte der einzelnen Stationen abfragt, hätte sich fast jeder der Buben und Mädchen die Note Eins verdient.