Fleischrinder auf dem Prüfstand

zwei Rinder und ein Kalb der Rasse Texas LonghornZoombild vorhanden

© Manuel Schiefer

Dexter, Angus, Texas Longhorn und Highland-Cattle – Fleischrinderrassen aus aller Welt sind auch im Allgäu zu finden. Und auch die beeindruckende Vielfalt genetischer Ressourcen und züchterischer Besonderheiten muss beurteilt werden.

So tourten im Sommer 2025 Georg Gröbner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten und Astrid Roswag vom Fleischrinderverband Bayern quer durchs Allgäu, um Bullen zu kören und Kühe verschiedener Mutterkuhrassen zu bewerten. Insgesamt fünf Betriebe ließen ihre Tiere begutachten.

Schwerpunkt Exterieur-Beurteilung

Im Mittelpunkt der Leistungsprüfung steht die Exterieur-Beurteilung, ein zentrales Element in der Fleischrinderzucht. Dabei werden die Tiere nach einem einheitlichen Schema hinsichtlich ihrer äußeren Merkmale begutachtet und bewertet. Zuerst wird der Typ in Augenschein genommen. Beurteilt werden unter anderem harmonisch proportionierte Körperübergänge sowie eine breit angelegte Hinterhand mit harmonischem Schwanzansatz. Der Knochenbau sollte rassetypisch, nicht zu grob und nicht zu fein sein. Beim Euter wird auf gute Aufhängung, gleichmäßige Viertelverteilung und korrekte Strichausbildung geachtet – Abzüge gibt es für Wackelhörner, zu tiefe oder nicht saugfähige Euter, nicht saugfähige Striche oder bei Bullen unterentwickelte Hoden.
Danach folgt die Bewertung der Bemuskelung. Eine gute Fleischleistung zeigt sich in ausgeprägter Bemuskelung an Nacken und Schulter, einem breiten, muskulösen Rücken sowie einer gut gefüllten Hüfte. Besonders wichtig ist auch die Käulenbemuskelung, die – seitlich betrachtet – möglichst tief bis zum Sprunggelenk reichen sollte. Zu starker Fettansatz führt zu Abwertungen. Abschließend wird das Skelett begutachtet. Hier wird unter anderem auf eine breite, tiefe Brust sowie gut ausgeformte Flanken wert gelegt. Die Oberlinie soll gerade und fest, das Becken möglichst lang und leicht geneigt sein. Es sollte eine Breite von etwa 40 Prozent der Widerristhöhe erreichen. Parallele und gerade Hinter- und Vorderbeinstellung sowie gut geformte, feste Klauen runden das Zuchtbild ab. Wird ein nicht korrekter Gang, eine stark durchtrittige Fessel oder eine stark geschnürte Schulter festgestellt, gibt es entsprechende Abzüge in der Note.

Zufrieden mit der Qualität der Tiere

Das verwendete Bewertungsschema basiert auf einer Punkteskala von 1 bis 9. Ziel ist es, sowohl zuchttaugliche Bullen zu selektieren als auch züchterisch wertvolle Kühe herauszustellen. „Gerade bei robusten und seltenen Rassen wie Dexter oder Texas Longhorn ist eine sachkundige Exterieurbewertung unerlässlich, um genetische Vielfalt mit funktionalem Nutzen zu verbinden“, betonte Roswag. Nach ihrer Allgäu-Tour zeigten die Experten sich zufrieden mit der Qualität der beurteilten Tiere: Die Ergebnisse bewegten sich zwischen 7 und 9.