500 Schulkinder bei Kemptener Waldschultagen
Den Wald mit allen Sinnen erleben

Bild 2. Revierleiter Kilian König © LisafriedlZoombild vorhanden

© Lisa Friedl

Kempten – Die Motorsäge verstummt, ein lautes Krachen ist zu hören, dann kippt die Fichte um und stürzt mit einem dumpfen Schlag auf den Waldweg. Und erntet damit Jubel und Applaus:

Den Applaus der Schülerinnen und Schüler einer Kemptener Grundschule, die die Fällung des über 30 Meter hohen Baumes mit Spannung beobachtet haben. In sicherer Entfernung fieberten sie mit Forstwirt Silas Guse mit, der ihnen zuvor seine Ausrüstung gezeigt und seine Arbeit erklärt hat. Und jetzt liegt sie da, die Fichte, die alle viel kleiner geschätzt hatten, als sie tatsächlich ist.

Highlight Baumfällung

Die Baumfällung ist eines der Highlights, die die Kinder bei den Kemptener Waldschultagen jedes Jahr erleben dürfen. Rund 500 Kemptener Schülerinnen und Schüler aus 21 dritten Klassen durften dieses Jahr im Rahmen der Aktion des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten einen Vormittag im Wald verbringen. Am südlichen Stadtrand im Weißholz und im Bereich der Vorarlberger Gräber gestalten die Försterinnen und Förster des AELF Kempten dafür gemeinsam mit verschiedenen Partnern jedes Jahr einen abwechslungsreichen Pfad, auf dem sie die Kinder führen und sie altersgerecht in die Geheimnisse des Waldes einweihen. „Die Waldschultage sind eine enorme Teamleistung“, sagt Moritz Teufel, Forstlicher Bildungsbeauftragter am AELF und Organisator der Aktion. „Nur durch eine enge, organisationsübergreifende Zusammenarbeit können wir so viele Kindern durch den Wald führen.“
Bild 1. Forstwirt Silas Guse Foto AnjadroescherZoombild vorhanden

© Anja Droescher

Im Anschluss an die aufregende Baumfällung setzen die Kinder ihren Weg mit Förster Kilian König fort, stapfen Forstwege und schmale Wurzelpfade entlang. An verschiedenen Stellen vermittelt König ihnen spielerisch Wissen über den Wald und seine Bewohner. Beim „Baumarten-Memory“ lernen die Kinder, welche Blätter, Nadeln und Samen zu den verschiedenen Baumarten gehören. Mit einprägsamen Sprüchen wie „Die Fichte sticht, die Tanne nicht“ können sie sich besonders gut merken, wie sie die beiden Baumarten unterscheiden können.

Nach einer gemeinsamen Brotzeitpause zieht der Förster zahlreiche Postkarten mit verschiedenen Tieren aus seinem Rucksack: Feuersalamander, Specht, Luchs, Eichhörnchen und viele mehr. Beim „Wer bin ich“-Spiel bekommt jedes Kind eine dieser Postkarten auf den Rücken geheftet und muss durch gezielte Fragen an einen Klassenkameraden herausfinden, welches Tier dargestellt ist. „Es ist beeindruckend, wie viele Tierarten die Kinder bereits kennen und wie schnell sie die Lösung finden“, fasst Förster König begeistert zusammen.

An der letzten Station des Waldpfads wird es noch einmal spannend: Mit verbundenen Augen werden die Kinder zu einem Baum geführt und müssen sich tastend dessen Rinde einprägen, um ihn anschließend wiederzufinden. „Es geht uns hier nicht darum, die Köpfe der Kinder mit Wissen zu füllen“, betont Förster König, „sondern darum, dass sie den Wald erleben und bleibende Eindrücke mit nach Hause nehmen.“ Denn solche Erlebnisse ergänzen das in der Schule gelernte Fachwissen und vermitteln den Kindern ein Gefühl für den Wald, ihre Umwelt und die schützenswerte Natur.

Das AELF Kempten bietet auch beim Bergbauernmuseum in Diepolz jährlich Waldschultage an. Dazu kommen noch zahlreiche Einzelführungen für dritte Grundschulklassen.