Naturwaldverbund Rohrachschlucht

Gruppe von Menschen zeigen auf ein Schild

©Boris Mittermeier

Die Erweiterung des Naturwaldreservats Rohrachschlucht verbindet Naturwälder in Bayern und Vorarlberg

Das schon bestehende Naturwaldreservat Rohrachschlucht im Landkreis Lindau wurde um 5,2 Hektar erweitert. Es grenzt damit nun an Vorarlberger Naturwaldflächen an und wird so zum grenzüberschreitenden Naturwald.

Im Jahr 2018 wurde der erste Teil des Naturwaldreservat auf 10,6 Hektar Eigentumsflächen des BUND Naturschutz (BN) in der Westallgäuer Rohrachschlucht ausgewiesen. Jetzt kommen noch mal 5,2 Hektar Wald des BN dazu, teilweise angrenzend an das bestehende Naturwaldreservat, teilweise angrenzend an die Vorarlberger Naturwaldflächen.

Grenzenloser Waldnaturschutz

Gruppe von Menschen stehen auf einer Lichtung im Wald

© Simon Östreicher

„Naturschutz kennt keine Landesgrenzen“ freut sich der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner. „Durch das von der Europäischen Union ausgewiesene Fauna-Flora-Habitat-Gebiet in der Rohrachschlucht auf bayerischer und Vorarlberger Seite wurde die Basis für eine naturnahe Entwicklung der Wälder geschaffen. Das nun grenzüberschreitende Naturwaldgebiet stellt die Krönung des Naturschutzes für diesen einzigartigen Naturraum dar.“ Simon Östreicher, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten unterstützt die Erweiterung des Naturwaldreservats auf bayerischer Seite: „Damit ist der länderübergreifende Waldnaturschutz auf über 60 Hektar langfristig gesichert und die Zusammenarbeit in Forschungsprojekten grenzüberschreitend möglich."

Gelungene Erweiterungsfeier

Stachelbart pilz

© Boris Mittermeier

Die Erweiterungsflächen wurden am 10. April 2024 bei einem Festakt im Naturwaldreservat feierlich eingeweiht. Rund 50 Ehrengäste, darunter die Regierungspräsidentin von Schwaben, Barbara Schretter, und der Lindauer Landrat Elmar Stegmann, nahmen daran teil. „Hier darf sich ein Urwald vor unserer Haustüre entwickeln“, begrüßte Maximilian Schuff, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Lindau.“.Der Leiter der Bayerischen Forstverwaltung, Hubertus Wörner, betonte ebenfalls die Bedeutung der rund 170 bayerischen Naturwaldreservate für die Forschung und die Artenvielfalt: „Hier sehen Sie ein Paradebeispiel, wie die enge Zusammenarbeit zwischen dem Bund Naturschutz und der Forstverwaltung vor Ort den Waldnaturschutz voranbringt. In den benachbarten, sehr naturnahen Privatwäldern sieht man aber auch, dass aktive Holznutzung und Naturschutz keine Gegensätze sind“

Hotspot der Biodiversität

In Naturwaldreservaten ruht die forstliche Holznutzung und die Bäume dürfen in diesen Naturwäldern richtig alt werden, ohne dass der Mensch eingreift. Das Naturwaldreservat des BN liegt im 177 Hektar großen Naturschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat (FFH-) Gebiet „Rohrachschlucht“, das als landesweit bedeutsam eingestuft wird. „Die sehr naturnahen Schluchtwälder sind durch vielfältige Standortbedingungen geprägt und weisen viele Waldgesellschaften und eine hohe Vielfalt an Tier-, Pilz- und Pflanzenarten auf. Sie sind ein Juwel des Naturschutzes“, erläutert Isolde Miller, bis vor kurzem Gebietsbetreuerin für die Westallgäuer Tobel beim BN. Und ihr Nachfolger, Gebietsbetreuer Daniel Schwarz, hebt den Wert der alten Bäume hervor: „Bei der Kartierung der Eiben in der Rohrachschlucht im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit konnte ich viele besonders große und alte Exemplare dieser seltenen Baumart finden.“ Unter den Baumarten dominieren ansonsten Tannen, Buchen und Fichten. In dem Gebiet sind allein sieben Spechtarten anzutreffen, darunter der sehr seltene Weißrückenspecht und der Dreizehenspecht. Eine Erfassung holzbewohnender Käferarten in den Allgäuer Tobelwäldern erbrachte für das Naturschutzgebiet Rohrachschlucht die meisten Individuen, Arten und gefährdete Arten. Insgesamt wurden 111 Käferarten nachgewiesen, darunter zwei vom Aussterben bedrohte Urwaldreliktarten und eine bisher unbeschriebene Art der Gattung Rindenkäfer.

Weitere Informationen zu den bayerischen Naturwaldreservaten finden Sie hier: Externer Link