Kemptener Waldschultage wieder ein Erfolg
Der Wald als Klassenzimmer

Forstwirtschaftsmeister Pirmin Enzensberger mit Schulkindern Zoombild vorhanden

© Anna Mareike Rathjen

350 Schülerinnen und Schüler nehmen in Kempten an den Waldschultagen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (Allgäu) teil.

Die ersten Buchen und Bergahorne haben bereits ihr buntes Herbstkleid angelegt. Sie bilden eine farbenfrohe Kulisse für eine Gruppe von Drittklässlern, die eifrig beschäftigt sind, im „Baumartenmemory“ zu punkten. Der Förster Moritz Teufel vom AELF Kempten hat den Kindern zuvor Früchte und Blätter verschiedener Bäume gezeigt und diese dann rasch mit einem Laken abgedeckt. Jetzt wird es turbulent im Kemptener Weißholz, denn die Kinder schwärmen aus, um die Blätter, Nadeln und Früchte zu suchen, die sie in ihrem Gedächtnis abgespeichert haben. So lernen die Kinder nicht nur wie die Bäume heißen, sondern prägen sich spielerisch auch ihre typischen Merkmale ein. Sie erfühlen die Strukturen und können diese Eindrücke mit intensiven Gerüchen wie etwa nach Harz verbinden. Waldpädagogik bedeutet lernen mit allen Sinnen.

Spielend Baumarten kennenlernen

Das Baumartenmemory ist nur eine von insgesamt fünf Stationen, welche die dritten Klassen der Grundschulen in Kempten mit ihren Lehrern und den Förstern bei den alljährlichen „Kemptener Waldschultagen“ durchlaufen. „Im Rahmen der forstlichen Bildungsarbeit möchten wir möglichst vielen dritten Grundschulklassen eine Waldführung anbieten“, erklärt Moritz Teufel. „Mit dieser Aktion wollen wir die Kinder für den Lebensraum Wald begeistern, ihnen Respekt vor der Natur vermitteln und durch Erlebnisse Anknüpfungspunkte zum Unterricht in der Schule schaffen.“ Auch die Klassenleiterin Stefanie Kroh ist begeistert vom Konzept der Waldschultage und findet: „Die spielerische Art des Lernens direkt am Objekt ist besonders kindgerecht.“

Waldpflege mit der Motorsäge

Die Kinder, die am heutigen Tag dabei sein dürfen, haben bereits erstaunliche Kenntnisse über den Wald. Sie kennen den Unterschied zwischen Tanne und Fichte, wissen sogar wie man das Alter der Bäume bestimmt, staunen jedoch als ihnen der Förster erzählt, wie alt die Bäume tatsächlich werden können. Warum man auch Bäume fällt – was Forstwirtschaftsmeister Pirmin Enzensberger eindrucksvoll mit seiner Kettensäge demonstriert – wissen aber nicht alle. Klar ist, dass wir das Holz der Bäume für Möbel und zum Hausbau brauchen oder zur Herstellung von Papier. Aber dass alte Fichten auch gefällt werden, um Platz für kleine Bäume zu schaffen, wissen viele nicht. Platz für Buchen, Eichen, Tannen und Ahornbäumchen, um klimaresistente Mischwälder zu schaffen.

Waldwissen kindgerecht vermitteln

Die Grundschullehrer aus Kempten finden die Abwechslung zwischen Bewegung, Achtsamkeitsübungen und der Vermittlung von Waldwissen gut aufeinander abgestimmt. Der für die Stadt Kempten zuständige Forstrevierleiter Michael Balk erklärt die Herangehensweise: „Die Aufmerksamkeitsspanne bei Drittklässlern ist oft nicht so groß. Wir wollen sie bei den Waldtagen deswegen nicht mit grauer Theorie überfrachten. Wichtig ist uns Förstern, dass die Kinder in Kontakt mit der Natur treten und den Wald mit allen Sinnen erleben.“ Die Kinder sollen sich für das Thema Wald begeistern und die vielseitigen Funktionen ihrer Allgäuer Wälder als Lebens- und Erholungsraum, als Klimaschützer und als regionaler Arbeitsplatz kennenlernen. Das AELF Kempten bietet auch am Bergbauernmuseum Diepolz und im Raum Lindau jährlich Waldschultage an. Dazu kommen noch zahlreiche Einzelführungen für die dritten Grundschulklassen.